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Im Rahmen meiner Tätigkeit an der Katholischen Akademie des Bistums Essen waren mir folgende Projekte besonders wichtig:



Trotz der unbestrittenen Relevanz des Nahen Ostens für die Weltpolitik ist die Kenntnis der den Nahen Osten bestimmenden Faktoren in der Öffentlichkeit meist gering. Die Defizite betreffen den ökonomischen ebenso wie den kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Bereich. Auch besteht in der Regel eine nur geringe Kenntnis von den historischen Entwicklungslinien des Nahen Ostens und seines Verhältnisses zu Europa. - Vor diesem Hintergrund sollen die "Mülheimer Nahostgespräche" im Rahmen interdisziplinärer Tagungen Geschichte und Gegenwart des Nahen Ostens thematisieren. Dabei stellt aufgrund der besonderen Bedeutung des "Heiligen Landes" für Juden, Christen und Muslime der Konflikt um Israel und Palästina einen thematischen Schwerpunkt dar, ohne die Region im ganzen aus dem Blick zu verlieren. Themen bisheriger Nahostgespräche in der Katholischen Akademie des Bistums Essen waren "Christen im Heiligen Land", "Biblische Landverheißungen und Palästina-Konflikt", "Islam und Demokratie", "Psychologie des Nahostkonflikts", "Orient und Okzident" sowie "Antisemitismus in der arabischen Welt". Die Reihe wird fortgesetzt.



Im Nahen Osten, der Herkunftsregion von Judentum, Christentum und Islam, stellen Juden und Christen eine verschwindende Minderheit dar. Gleichwohl ist die Region für beide Religionen aus unterschiedlichen Gründen bedeutend. - Abendländische Christen wissen aber oft mehr von der Topographie des Heiligen Landes als von der Lebenswirklichkeit arabischer Christen im Nahen Osten. Damit die Herkunftsregion des Christentums im Bewusstsein der abendländischen Christen nicht zum bloßen Museum verkommt, bedarf es einer fortgesetzten Beschäftigung mit der Geschichte und der aktuellen Situation der Christen im Nahen Osten. Dabei ist sowohl das religiöse wie auch das politische, soziale, kulturelle und ökonomische Umfeld zu thematisieren, das die Existenz der Christen im Nahen und Mittleren Osten bestimmt - und dies besonders angesichts der aktuellen Umbrüche in der arabischen Welt.



Judentum, Christentum und Islam sind nicht aus einem religiösen Niemandsland entstanden. Sie beziehen sich aufeinander und auf die sie jeweils umgebenden Religionen. Gegenüber diesen haben sie ihr Selbstverständnis formuliert. - Vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, die religionsgeschichtlichen Zusammenhänge zu kennen, in die hinein Judentum, Christentum und Islam verwoben sind. Die Kenntnis der altorientalischen Religionen (Ägypten, Syrien, Mesopotamien, Anatolien) zählt dazu ebenso wie das Wissen um die antiken Mysterien-Religionen und deren Verhältnis zum Christentum. Und schließlich sind die kulturellen, theologischen und religiösen Wechselwirkungen zwischen Judentum, Christentum und Islam durch die Jahrhunderte in ihrer oft spannungsvollen Beziehung zu erhellen. Hierzu kann der Besuch von Ausstellungen helfen, in deren Rahmen die betreffenden Religionen und Kulturen anschaulich werden.


Vortrag in der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" (März 2003)


Herausragende Ereignisse in der Geschichte der Völker werden in der Regel durch Gedenkstätten in der Erinnerung gehalten. Diese Erinnerung ist bestimmt durch das jeweilige Bewusstsein von einer Epoche. Es ist insofern der Veränderung unterworfen. Zutreffend kann deshalb sogar von einer "Erinnerungspolitik" (Norbert Frei) gesprochen werden. - Die Beschäftigung mit Erinnerungsorten und Gedenkstätten hat insofern immer zwei Dimensionen: die Rückbesinnung auf das erinnerte Ereignis, wie es sich dem aktuellen Bewusstsein (freilich immer schon vermittelt durch die Überlieferung) darbietet, und dessen jeweilige "Inszenierung" durch in der Gegenwart bestimmende Mächte und Faktoren. Deren Bedeutung ist in Seminaren und bei Besuchen von Gedenkstätten aufzudecken, um ihren ideellen Gehalt erfassen zu können.


Spätestens seit dem 11. September 2001 wird der Islam vorrangig als eine politische wie gesellschaftliche Gewalt begünstigende Religion wahrgenommen. Demgegenüber gibt es in der islamischen Geschichte und Gegenwart zahlreiche Ansätze für eine Ethik des Friedens. Der Gelehrte Muhammad Ash-Shaibani (9. Jahrhundert) beispielsweise gilt als "Hugo Grotius der Muslime" (Hans Kruse). In der Tradition des Sufismus tritt der syrische Gelehrte Hasan Askari (geb. 1932) seit langem für eine muslimische Friedensethik ein. Stimmen wie diese sind nicht nur in ihrer ethischen Bedeutung, sondern auch in ihrem theologischen Gewicht zu erschließen und zu würdigen.



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